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MANUEL RöSLER : Interview
Manuel Rösler steht seinen Fans Rede und Antwort ...
1) Wie habt ihr Euch kennengelernt und wie kam es zu Eurer musikalischen Zusammenarbeit für und bei "Point Whitmark?
Volker Sassenberg habe ich über die Rocky Beach Homepage von Arne und Hendrik kennengelernt. Ich habe ein längeres Posting über die neue Musik bei den ??? geschrieben (nachzulesen bei: http://santana.uni-muenster.de/rockybeach/, einfach nach Kommentaren von mir suchen) und das haben sowohl Volker Sassenberg wie auch André Minninger gelesen und ich habe praktisch am selben Tag noch mit beiden telefoniert. Ein paar Tagen später war ich bei Volker im Studio und habe mit ihm schon die ersten Pläne für eine neue Hörspielserie (eben "Point Whitmark") geschmiedet. Am Anfang mußten wir uns ganz schön zusammenraufen, weil wir doch sehr unterschiedliche Methoden haben, zu einem musikalischen Ergebnis zu kommen. Ich bin ein klassisch ausgebildeter Komponist, der es gewohnt ist, erst einmal eine Partitur zu schreiben, an der keine Note mehr geändert werden muss - schon gar nicht im Studio. Für mich war also der künstlerische Prozess schon beendet, wenn ich ins Studio kam - für Volker hatte er da erst richtig begonnen. In der ersten Zeit fand ich das etwas befremdlich, inzwischen bin ich sogar zu einem überzeugten Anhänger dieser Produktionsweise geworden, weil ich höre, wie spannend das Ergebnis klingt. Markus Segschneider habe ich dann über Volker kennengelernt, der ihn mit den Worten beschrieb: "Ich kenne da einen ganz genialen Gitarristen!" Markus spielt unter anderem das Solo in der Titelmelodie.
2) Was war Euch während der Entstehungsphase von "Point Whitmark" bei der Komposition der Musik wichtig? Gab es vorab ein festes musikalisches Konzept?
Groß und schön sollte die Musik sein - und nach Hollywood klingen! Außerdem sollte möglihst viel Neu-England-Atmosphäre transportiert werden: Weite Wald- und Seenlandschaften, schneebedeckte Berge, kleine Fischerstädte an der Küste, der Geruch alten Geldes auf den Landsitzen von Cape Cod oder Rhode Island. Als es an die Komposition der ersten Musiken für Point Whitmark ging, habe ich mir erst einmal ein halbes Dutzend Bildbände über Neu-England besorgt, Reiseführer gewälzt und alles von Emerson, Thoreau oder John Updike gelesen, was ich im Bücherregal stehen hatte.
3) Habt ihr in Sachen Hörspielmusik musikalische Vorbilder?
Carsten Bohn ist natürlich genial, keine Frage. Ich mag auch die alten Orchester-Musiken auf den Europa-Hörspielen und auch die Musiken aus der Edgar Wallace-Reihe bei Maritim. Aber mir war schon vom ersten Augenblick an klar, dass man so heutzutage nicht mehr komponieren kann. Es gibt allerdings geniale Hörspielmusiken von Bernard Herrmann, die er in den 30er und 40er Jahren für das "Mercury Theatre on the air", bzw. "Campbell Theatre on the air" von Orson Welles geschrieben hat - mit einem 40-Mann-Orchester und zum Teil ziemlich abgefahrenen Instrumenten wie dem Ondes Martenot oder einem Vorläufer des Moog-Synthesizers. Die kann ich mir auch heute noch anhören und sie als unglaublich modern erleben. Die Hörspiele sind teilweise schwer zu bekommen, aber wer die Musik von Bernard Herrmann kennenlernen will, sollte sich einmal seine späteren Arbeiten für Hitchcock anhören, zum Beispiel "Vertigo", "North by Northwest" oder "Psycho".
Ansonsten habe ich bei der Arbeit an den Point Whitmark-Musiken weniger versucht, mich einem bestimmten Vorbild zu nähern, sondern eine Synthese aus ganz verschiedenen musikalischen Stilen anzustreben - allerdings immer unter der selbstgesteckten Vorgabe, dass es "amerikanisch" klingen sollte. An der einen oder anderen Stelle habe ich auch schon mal ein Stilzitat versteckt, zum Beispiel in der Cliffhanger-Szene der ersten Folge oder im "Schattenadmiral", wo es ein Orchesterstück gibt, dass ganz im Stil der alten Piratenfilm-Musiken von Korngold gehalten ist.
4) Welche Instrumente benutzt ihr? Wie wichtig ist Euch die Verwendung "echter" Instrumente?
Siehe unten.
5) Bevorzugt ihr nostalgische Klänge oder eher "modernen" Sound?
Ich liebe den "nostalgischen" Klang eines echten Orchesters, weil es so viele Möglichkeiten bietet, die man mit einem Sampler einfach nicht hinbekommt. Der warme und vibrierende Klang von 30 oder 40 Streichern lässt sich einfach nicht imitieren. Aber das bedeutet nicht, dass ich die Vorzüge der digitalen Klangerzeugung nicht zu schätzen wüsste - einige meiner Musiken für Point Whitmark sind komplett am Rechner entstanden und ich bin mir ziemlich sicher, dass kaum jemand den Unterschied hört...
6) Wie hoch sind Eure jeweiligen Anteile an den Kompositionen? Komponiert Ihr auch gemeinsam oder gibt es eine klare musikalische Aufgabenteilung?
Wir alle haben ziemlich unterschiedliche Stile, in denen wir schreiben, so dass es kaum zu überschneidungen kommt. Allerdings gibt es immer wieder Situationen, wo ich gerne auf Volkers Spezialkenntnisse als Rockmusikproduzent zurückgreife. Beispielsweise in der Titelmelodie: Ich hatte einen Schlagzeug-Part geschrieben, der ganz nett war, aber nicht besonders "groovy". Volker hat sich dann mit mir hingesetzt und in einer halben Stunde das Schlagzeug überarbeitet und das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.
7) Werden die einzelnen Stücke jeweils speziell pro Folge/Szene komponiert oder sind sie bereits vorproduziert?
Sowohl als auch. Am Anfang brauchten wir eine ganze Menge an Musik und haben auf Teufel komm raus komponiert, auch ohne zu wissen, wann wir die Stücke einsetzen können. Aber natürlich gibt es Stücke, die für eine ganz bestimmte Szene komponiert worden sind. Die findet man oft in den Cliffhangern - zum Beispiel in Folge 3 oder Folge 1. Aber es gibt auch Stücke, von denen wir am Anfang noch gar nicht wissen, wie wir sie einbauen sollen. Das schmalzige Streicherstück aus dem Cliffhanger von "Das Buch des Grauenjägers" habe ich für die erste Staffel geschrieben. Als Volker es zum ersten Mal gehört hat, hat er die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen: "Wo soll ich das denn einbauen?". Manchmal braucht es halt ein paar Folgen, bis sich eine Gelegenheit ergibt.
8) Wieviele Musikstücke gibt es bisher?
Das wird Volker am Besten wissen. Ich schätze mal, dass er aber schon einige Stunden auf der Festplatte haben wird.
9) Wird es wiederkehrende Themen geben oder wird für jede Folge, bzw. jeden Erscheinungsblock neu komponiert?
Natürlich schreiben wir ständig neue Musik. Aber es ist auch wichtig, dass bestimmte Themen immer wiederkehren, um dem Hörer ein vertrautes Gefühl zu geben. Von Markus gibt es einige Stücke, die fast eine Art Leitmotivcharakter haben und ich habe ein "Actionthema" geschrieben, dass gleich in mehreren Versionen vorkommt: Am Ende von Folge 4, als Derek sich in das brennende Haus stürzt, um seine Freunde zu retten - aber auch in den Szenen in der Kirche, wo dasselbe Thema von einer Choralschola auf einen altgriechischen Text gesungen wird. Zu hören bin ich, allerdings sechsmal übereinander aufgenommen. Besonders gut zu hören in der zweiten Folge, nachem Vater Callahan die PW-Helden die Legende vom Oxman erzählt hat. In der fünften Folge schließlich taucht es ziemlich am Anfang als rockiges Gitarrensolo auf (gespielt von Markus Segschneider).
10) Wie sieht ein klassischer Einspieltag aus?
Klassische Einspieltage gibt es eigentlich gar nicht. Volker ist jeden Tag im Studio und muss alles aufnehmen, was ihm ins Haus kommt. Das kann am Vormittag ein Sprecher und am Nachmittag eine E-Gitarre für ein neues Stück sein.
11) Welchen musikalischen Projekten widmet Ihr Euch aktuell neben "PW"?
Gerade sitze ich am Feinschliff einer Weihnachtsmesse für Soli, Chor und Orchester, die am 24.12. in St. Michael in Köln uraufgeführt wird. Ich freue mich schon sehr darauf, weil ich seit Jahren keine Kirchenmusik mehr geschrieben habe und gerne mit Sängern zusammenarbeite. Wenn ich nicht komponiere, bin ich viel als Sänger unterwegs - meist mit kleinen Ensembles wie Concerto Köln, Capella Clementina oder meinem eigenen Ensemble. Außerdem arbeite ich im Management der Bamberger Symphoniker, wo ich mich um die künstlerische Organisation des Chores kümmere, arbeite freiberuflich als Arrangeur und Komponist für verschiedene deutsche Orchester und gebe die Werke unbekannter deutscher Hofkapellmeister des 16. Jahrhunderts (Martin peu d'Argent und Johann Nauwach) heraus. Wenn mir dann noch Zeit bleibt, schreibe ich meine Kolumne über neue Klaviermusik für PianoNews (www.pianonews.de), die Aachener Zeitung (www.aachener-zeitung.de) oder das Chormusikportal von meOme (www.meome.de).
MR
24.11.01
Danke an Manuel Rösler für das Interview.
Die Fragen wurden von der Redaktion der www.hsp-musik.de per direkter eMail an Manuel Rösler gestellt und von selbigem beantwortet.
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