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    Jan-Friedrich Conrad










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JAN-FRIEDRICH CONRAD : Interview


Jan-Friedrich Conrad steht seinen Fans Rede und Antwort ...
1) Seit wann komponieren Sie Musik für Hörspiele?

Ich habe nur für BMG/Europa gearbeitet. Das erste Mal war glaube ich 1987. Seit 1992 gibt es nur sporadisch mal Kompositionsaufträge.


2) Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit BMG/Europa?

Ich hatte Musikwissenschaften studiert - und das Studium zwischenzeitlich auch erfolgreich absolviert. Prof. Dr. Beurmann ist Musikwissenschaftler und hatte im eigenen Hause Seminare über Musikelektronik durchgeführt, die ich gerne besucht habe. Seine außerordentliche Gastfreundschaft uns Student/inn/en gegenüber und seine fachliche Kompetenz haben mich nachhaltig beeindruckt. Ich hatte bei der Gelegenheit einfach meinen Mut zusammengenommen und mit einem Demo in der Hand gefragt, ob Bedarf an Musik für Hörspiele bestünde. Mein Demo kam gut an, und Heikedine Körting gab mir gleich ein Skript, auf das hin ich ein paar Musiken probieren sollte. Die beiden haben mich zumal am Anfang sehr unterstützt. Damals kamen erst die ersten DAT-Recorder auf den Markt, und so etwas hatte ich natürlich nicht. Prof. Beurmann hat mir eigens eine (teuflisch schwere) Telefunken M21 Senkelmaschine geliehen, auf die ich dann gemastert habe. Abenteuerlich.


3) Wieviele Stücke stammen von Ihnen?

Ich habe sie nicht gezählt, aber die Anzahl ist ziemlich dreistellig.


4) Tragen die Stücke Titel? Wenn ja, können sie uns einige nennen?

Nein. Ich habe die Titel der einfachen Zuordnung halber mit Zeichenfolgen aus den Skripts sowie mit Nummern bezeichnet, sofern Sie für bestimmte Stellen vorgesehen waren. Im übrigen habe ich meine Titel immer in mindestens zwei verschiedenen Versionen abgeliefert, die sich in Tempo und Arrangement-Details unterschieden.


5) Gab es Vorgaben für die Kompositionen? Gab es Kooperationen mit anderen Komponisten/Musikern?

Im wesentlichen lief das so, dass es hieß, man brauche noch Titel mit einer bestimmten Atmosphäre. Ich habe mich besonders darum bemüht, überleitungen zwischen Atmosphären zu gestalen, etwa von "Spannung" zu "Verfolgung" oder von "überraschung" zu "Heiterkeit". Die Kreativen in der Produktion kennen ihre Musikbibliothek mit allen Titeln und entscheiden offenbar spontan, welcher Titel wo hineinpasst. Beim Griff ins Archiv kommt es naturgemäß nicht so sehr auf den Komponisten an, sondern darauf, ob der Titel passt. Für mich persönlich gilt, dass ich nicht mit anderen Komponisten kooperiert habe (im Sinne einer Ko-Komposition). Dass man mal mit anderen Musikern (Instrumentalisten) zusammenarbeitet, ist allerdings klar.


6) Mit welchen Instrumenten arbeiten Sie?

Meine Produktionen damals waren vom MIDI-Recording geprägt. Damals gab es keine Audio-Sequenzer mit Audio-Spuren. Die ersten Titel habe ich mit einem frühen Workstation-Synthesizer namens Ensoniq ESQ1 gemacht, den ich bald um Yamaha DX7 und Roland JX3P ergänzt habe. Die Drums kamen lange vom Yamaha RX17, die Pianos vom Korg P3. Am Ende hatte ich 14 Synthesizer und 5 Hallgeräte. Der Sequenzer war der C-Lab Creator, später Notator auf Atari. Ich bin dem Nachfolgeprodukt Emagic Logic bis heute treu. Das Problem war lange, die Kompositionen durch akustische Sounds und elektrische, oder akustische, manuell gespielte Instrumente mit Leben zu füllen. Ein wichtiger Schritt war der Sampler (Roland S-770), der die akustischen Sounds lieferte, aber auch der Einsatz von Gitarren (teilweise live gespielt beim Mastern auf DAT). Ich habe nämlich lange ohne Mehrspur-Tonbandgerät arbeiten wollen. Mit zwei Alesis ADAT (digitale 8-Spur-Cassetten-Recorder) hat sich das grundlegend geändert. Heute lebe ich mit den Audio-Spuren und Software-Instrumenten von Emagic Logic im Paradies. Meine Gier nach immer mehr Hardware-Synthesizern hat sich gelegt.
Die Titelmelodie der drei Fragezeichen habe ich mit einem analogen Roland-Vocoder des Tonstudios Europa gesungen. An anderer Stelle habe ich auch eine Talkbox eingesetzt, außerdem natürlich akustische und elektrische Gitarren und Bässe.


7) Die ???-Titelmelodie:
a) Wie kam es dazu, dass sie die ???-Titelmelodie komponierten?
b) Gab es Vorgaben bezüglich des Gesanges? Immerhin war die Serie über 40 Folgen mit einer instrumentalen Eröffnung ausgekommen?
c) Eine zeitlang gab es unter Fans die Diskussion (siehe Hörspiel-Forum), dass der Gesang in einigen Folgen anders klingt, bzw. anders betont ist. Gab es mehrere Versionen?
d) Ist Ihnen bekannt, dass unter vielen Fans dieses Stück sehr kontrovers diskutiert, teilweise sogar gehasst wird? Wie stehen sie dazu?

Die Diskussion um die ???-Titelmelodie verblüfft mich. Wenn ich dem Kopfzerbrechen abhelfen kann, will ich das gerne tun, dazu mag es von Interesse sein, etwas auszuholen. In der Zeit, in der ich für EUROPA komponiert habe, bildeten Hörspiel-Adaptionen von internationalen Fernsehproduktionen den Schwerpunkt der Produktion (Knight Rider, A-Team.). Aus urheberrechtlichen und leistungsschutzrechtlichen Gründen kann eine Hörspielproduktion nicht einfach die Originalmusik der Fernsehserien übernehmen. Das ist der Hauptgrund dafür, weswegen ich für EUROPA tätig wurde. Der ästhetische Trend war in dieser Zeit von Jan Hammers Synthesizer-Musik für die Fernsehproduktion Miami Vice gekennzeichnet. Die Musikproduktionstechnik war vom MIDI-Sequenzer bestimmt, daher war die - in angemessen kurzer Zeit produzierbare - Musik weniger akustisch oder gitarristisch orientiert, sondern eher synthetisch.
Das ist heute, auch in meiner kompositorischen Arbeit, ganz anders.
Ich hatte die Fankultur der ??? nie besonders verfolgt, sondern aus der Distanz dieses Stück Kulturgut einfach nur respektiert und gemocht, aber nur sporadisch konsumiert. In diesen Jahren wuchsen die Ersthörer der ??? gewissermaßen allmählich aus dem Hörspielalter heraus, und der Geist der neunziger, bestimmte Sachen "Kult" zu finden, war noch nicht geboren. Dass Twens sich der ??? erinnerten (und Diskussionen über Titelmusiken führen würden.) war nicht abzusehen. Oder wir haben den Trend nicht rechtzeitig bemerkt. Jedenfalls schien es aus der damaligen Perspektive angemessen, eine frischere, modernere ???-Titelmelodie einzuführen. Ich erinnere mich nicht mehr, von wem die Initiative für die neue Titelmelodie kam. Es mag sein, dass ich einfach eine vorgeschlagen hatte und es nur hieß: "Dann bieten Sie mal an.". Ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls gab es keine Vorgaben, auch nicht in Bezug auf den Text. Es war glaube noch nicht einmal vorgegeben, dass es überhaupt Text geben sollte. Ich habe schon geistreichere Texte geschrieben als den für die Titelmelodie zu ???, das ist wohl wahr.
Vokalaufnahmen waren bei meiner damaligen technischen Ausstattung heikel.
In der Beschränkung der Mittel liegt der Schlüssel zur Kreativität, daher habe ich mir den Vocoder des Tonstudios ausgeliehen und den Song so angelegt, dass ich beim Mastern auf DAT live singen konnte. Genau genommen singt man nicht, sondern man spricht extrem deutlich artikuliert, wobei der Vocoder gleichsam die Schnittmenge der Summe einer Synthesizer-Spur und eines Rauschens (für die Zischlaute) und der Sprache erzeugt.
Zischlaute sind beim Vocoder problematisch, daher das Problem mit der Textverständlichkeit. Durch das Live-Mastern entstehen tatsächlich viele verschiedene Takes (Versionen). "Bob Andrews" mit "s" hatte ich sicher korrekt gesprochen, aber es kann sein, dass dies für den Vocoder bei einem der Takes nicht deutlich genug war oder das die Synthesizer-Note schon zu Ende war und die Silbe abgeschnitten hat. Andere Textvariationen gab es meiner Erinnerung nach nicht, höchstens misslungene Takes, das ist normal beim Musikproduzieren. Ich finde das nur deshalb erwähnenswert, weil es ein Licht auf die Probleme der Musikproduktion in den achtzigern wirft, als Audio-Sequenzer und Computer mit CD-Brennern noch nicht verfügbar waren.


Heikedine Körting hat mir übrigens erzählt, dass die neue Melodie mittlerweile auch von den Fans akzeptiert sei. Meine frühe Titelmelodie für "Das Schlosstrio" fand sie immer unerreicht (zu meinem Verdruss hat sie recht ;-). Für mich war "A Nightmare on Elm Street" kompositorisch am interessantesten. Da konnte ich mal richtig in Zwölftontechnik oder in freier Atonalität komponieren! Hoffentlich werde ich dereinst nicht als "derjenige, der die alte ???-Titelmelodie auf dem Gewissen hat" in Erinnerung bleiben. Augenblicklich ist die ästhetik funktionaler Hörspielmusik sehr akustisch orientiert - ein Feld, das ich heute auch bedienen könnte. Aber die elektronsiche Musik interessiert mich zur zeit wieder mehr, und ihre Zeit wird wieder kommen, und zwar auf einem ganz anderen Niveau! Ich bin zu allen Schandtaten bereit.


8) Sind die Stücke noch woanders als auf Europa-Hörspielen zu finden?

Nein.


9) Kennen Sie die Hörspiel-Musik von Carsten Bohn? Wie gefällt Sie Ihnen?

Ich kann die anderen Musiken den Kollegen nicht zuordnen und habe mich offen gestanden auch nie so besonders dafür interessiert. Carsten Bohn habe ich persönlich nie kennen gelernt. Ich erinnere mich aus meiner Zeit vor Europa, dass er früher eine Band namens "Carsten Bohns Band Stand" hatte und Endorser für den Musikinstrumentenhersteller Roland gewesen war. Lang istīs her.


10) Wissen Sie, wer für die Hörspiel-Musik NACH Bohn und VOR Ihnen (ab ca. 1985) verantwortlich zeichnet? Diese kam zum Beispiel verstärkt in der Hörspiel-Reihe "Locke" und in "TKKG"-Folgen ab Folge 32 zum Einsatz.

Nein.


11) Was wissen sie über den musikalischen Beitrag von Prof. Beuermann. Ist er der Komponist der vielen Orchester-Stücke?

Da weiß ich nichts genaues. Andreas Beurmann ist ein vorzüglicher Cembalospieler und hat sich insbesondere mit Sammlung, Erforschung und Pflege historischer Tasteninstrumente Verdienste erworben. Als Musikelektronik-Fan ist er Mann der ersten Stunde und im besten Sinne einechter Freak. Wenn Ihr die Geschichte des Tonstudio Europa kennt, wisst Ihr sicher, dass Europa mit Produktion und Vertrieb sehr preiswerter Klassikplatten groß geworden ist (5 Mark, die Langspielplatte.). Europa hat gewissermaßen die Erstausstattung der jungen Republik mit vernünftiger, erschwinglicher Kunstmusik besorgt.


12) An welchen Projekten arbeiten Sie zur Zeit?

Ich hatte eine Band namens Milzbrand, Rock mit deutschen Texten. Später habe ich ein Musiktheaterstück verfasst und komponiert, mit dem wir in Deutschland etwas getourt sind. Näheres findet Ihr unter www.artikel-eins.de.
Ich habe zwei Bücher geschrieben, die bei www.ppv-medien.de erschienen sind, über Musikproduktion, und arbeite gerade an einem Lexikon über Beschallungstechnik. Außerdem arbeite ich wieder an elektronischer Musik und knüpfe insofern an meine Europa-Zeit an.

13) Gibt es sonst noch etwas, was sie erwähnen möchten?

Ich empfehle allen Interessierten den Besuch des Hamburger Musikinstrumentenmuseums mit der von Prof. Beurmann zusammengetragenen, weltweit bedeutendsten Sammlung historischer Tasteninstrumente, insbesondere Cembali.



  J-F.C
  10.02


Danke an Jan-Friedrich Conrad für das Interview.


Die Fragen wurden von der Redaktion der www.hsp-musik.de per direkter eMail an Jan-Friedrich Conrad gestellt und von selbigem beantwortet.




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